Stiftung „Leipzig hilft Kindern“ übergibt Scheck an die neu gegründete Kindertrauergruppe am Hospiz Advena.
Anfangs brachte der Zwölfjährige es nicht fertig, seine Gefühle über das Geschehene zu formulieren. Am Ende der Trauerbegleitung bekannte der Sohn eines durch Suizid gestorbenen Vaters, wie sehr ihm die Treffen geholfen hätten. Eine Erfahrung, die Beate Müller aus ihren in Halle geleiteten Gruppen mitgebracht hat. Seit Februar dieses Jahres leitet Müller das Palliativzentrum Advena im Hospizium Leipzig – und wird ab morgen mit Kollegen erstmals die Kindertrauergruppe in Lindenau leiten.
Wichtige Rückendeckung im Vorfeld kam von der Stiftung „Leipzig hilft Kindern“; gestern übergab deren Vorsitzende Claudia Nerius einen Scheck in Höhe von 10 000 Euro.
Es geht darum, den Tod als zum Leben gehörend zu betrachten
Die erste Gruppe wird aus sieben Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 13 Jahren bestehen. Sowohl in Gesprächen als auch in kreativen Arbeiten lernen die Teilnehmer, mit ihrer Trauer umzugehen, aber auch mit den Nebenwirkungen. „Wut, Enttäuschung und Verletzung kommen hinzu“, beschreibt es Müller. Zwei Kindertrauerbegleiter kümmern sich darum, die Emotionen als das zu vermitteln, was sie sind: logische Folgen schlimmer Ereignisse, deren Verarbeitung nicht verdrängt werden sollte. Es geht darum, den Tod als zum Leben gehörend zu betrachten.
Parallel dazu sind die Elternteile eingeladen, im Café nebenan zu sitzen und sich auszutauschen. Acht Nachmittage zwischen 16 und 18 Uhr sind eingeplant. Zur Arbeit von Beate Müller gehört übrigens auch, Lehrer in Schulen zu beraten, die sich unsicher über den Umgang mit Schülern sind, bei denen beispielsweise ein Elternteil, Schwester oder Bruder gestorben sind. Ein weites und sensibel zu bearbeitendes Feld also.
Claudia Nerius fühlt sich bestärkt, dass die Stiftung „Leipzig hilft Kindern“ die richtige Wahl für ihre Unterstützung getroffen hat. „Hier bekommen die Betroffenen das Werkzeug dafür, mit ihrer Situation besser umzugehen“, so die Vorsitzende der 2009 gegründeten Stiftung, der Gewandhaus, Sparkasse Leipzig, Verbundnetz Gas AG, Porsche AG und Leipziger Volkszeitung angehören. Zu den bisher geförderten Projekten zählen „Musik macht schlau“ und „Musik erleben“ mit interaktiven Kinder- und Familienkonzerten, das Unikatum-Kindermuseum, ein neuer Schulbus für die Blindenschule Grünau oder Therapie- und Hilfsangebote für psychisch kranke Kinder an der Uni-Kinderklinik.
Bei uns wird keinesfalls nur getrauert
Der Kindertrauergruppe helfen die 10 000 Euro einerseits, die Personalkosten abzufedern, andererseits lässt sich Material für kindgerechte kreative Maßnahmen finanzieren. Beispielsweise können die Teilnehmer Erinnerungskästen mit Utensilien des oder der Verstorbenen kreieren oder Erinnerungssteine gestalten. „In jedem Fall ist diese Unterstützung eine sehr große Hilfe für uns“, sagt Müller. „Bei uns wird übrigens keinesfalls nur getrauert. Sicher fließen Tränen, aber die Kinder und Jugendlichen werden auch viel lachen und mit einem leichteren Herzen nach Hause gehen.“ Die Trauergruppen werden zweimal jährlich angeboten. Um eine Anmeldung wird gebeten unter der Telefonnummer 0341 47839812.
Mark Daniel, LVZ vom 23.10.2018
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